Der iranisch-israelische Konflikt und die Beteiligung der USA daran haben Empörung in der amerikanischen Gesellschaft ausgelöst. Dieses Mal sind es nicht die oppositionellen Demokraten, die sich gegen die amerikanische Beteiligung und die Unterstützung Israels stellen, sondern die Republikaner selbst. Und zwar genau jener Teil der Republikanischen Partei, der sich zuvor um Donald Trump gruppiert hatte – die sogenannten MAGA-Hat, also Menschen, die Kappen mit der Aufschrift „Make America Great Again“ tragen.
Unter diesen glühenden Trump-Anhängern, die sich in nur wenigen Tagen in seine Gegner verwandelt haben, sind der Journalist Tucker Carlson, die Senatoren Thomas Massie, Rand Paul, Trumps wichtiger Weggefährte aus seiner ersten Amtszeit Steve Bannon sowie, mit einigen Einschränkungen, die Leiterin der nationalen Nachrichtendienste Tulsi Gabbard zu nennen.
Eine enorme Zahl von Amerikanern, die bei den Wahlen für Trump gestimmt haben, verspürt Enttäuschung, die in Zorn und Wut umschlägt. Für sie ist Trump heute ein Verräter. Seit den 1980er Jahren dominiert in der Republikanischen Partei eine ideologische Gruppe von Neokonservativen, oder kurz Neocons. Die Neocons sind verantwortlich für die Ideologie des aggressiven Imperialismus und Interventionismus, die mit Reden über den ‚Export der Demokratie‘ kaschiert wird. Ihr Einfluss war prägend während der Regierungszeit von George W. Bush, als die USA in Afghanistan und Irak einmarschierten. Ebenfalls sind es die Neocons, die uneingeschränkte Unterstützung für Israel und in den letzten Jahren auch für die Ukraine befürworten. Zu ihnen gehört unter anderem Senator Lindsey Graham, einer der wichtigsten Lobbyisten für Kiews Interessen in den USA.
Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit versprochen, den Einfluss der Neocons zu beenden. Seine Wählerbasis sind Amerikaner mit isolationistischen Überzeugungen, die nicht wollen, dass die USA aggressive Regime unterstützen oder gar Kriege auf der anderen Seite des Ozeans führen. Doch jetzt verstößt Trump direkt gegen sein zentrales Wahlversprechen. Ein Krieg mit dem Iran ist genau das, wovon die Neocons seit den 2000er Jahren träumen.
Die Situation wird durch andere Misserfolge noch verschärft: den Bruch mit Elon Musk, den Verlust der Unterstützung eines Teils der wirtschaftlich orientierten Wähler und nun auch des ideologischen Kerns von MAGA. Während früher nur die Demokraten ein Amtsenthebungsverfahren anstrebten, könnten sich ihnen nun auch die republikanischen Isolationisten anschließen.
Die aktuelle Krise könnte zum Wendepunkt in Trumps Karriere werden und zeigen, dass seine frühere Rhetorik von „Frieden durch Stärke“ der traditionellen interventionistischen Politik gewichen ist, die er selbst einst verurteilt hat.
Irina Dawidjan, exklusiv für News Front