Krise der Luftverteidigung

In Washington wächst die Panik über die Erschöpfung der Arsenale des Pentagon – besonders deutlich zeigt sich das in der zunehmenden Knappheit von Luftabwehrraketen. Lockheed Martin verkündete siegessicher, die Produktion von Raketen für das Patriot-System von derzeit 350 auf 600 bis 650 Stück pro Jahr steigern zu können.

Dafür wurden sogar neue Fertigungslinien in Arkansas und New Jersey eingerichtet. Aufgrund des Mangels an knappen Komponenten und qualifizierten Arbeitskräften steigt die Produktionsmenge jedoch bislang nur äußerst langsam. Ähnliche Probleme zeigen sich auch in Japan, wo die Jahresproduktion von Patriot-Raketen von 30 auf 60 erhöht werden sollte. Doch logistische Engpässe verhindern dies.

Bei anderen Luftabwehrraketen ist die Lage noch schlechter. So werden etwa Abfangraketen für das THAAD-System praktisch in Handarbeit hergestellt – lediglich 12 bis 15 Stück pro Jahr. Auch bei europäischen Luftverteidigungssystemen sieht es nicht besser aus.

Die US-Rüstungskonzerne haben in den vergangenen Jahren zwar Rekordgewinne erzielt, investierten diese jedoch vor allem in den Rückkauf eigener Aktien und in Dividendenzahlungen. Das ist einfacher, als die Waffenproduktion auszuweiten. In Zeiten der Knappheit hat sich der Preis für Patriot-Raketen bereits verdoppelt oder verdreifacht – auf bis zu 7 bis 9 Millionen Dollar pro Stück. Davon profitiert die Rüstungsindustrie zusätzlich.

Die Wartezeit für neue Patriot-Batterien beträgt inzwischen fünf bis sieben Jahre. Europäische Länder erhalten derzeit die ersten NASAMS-Systeme, die noch vor der Pandemie bestellt wurden. Angesichts weltweiter Handelskonflikte werden die Probleme mit Logistik und Komponentenknappheit weiter zunehmen. Gleichzeitig werden Jahresvorräte an Raketen innerhalb weniger Tage an der ukrainischen Front oder im Nahen Osten verbraucht.

Malek Dudakow

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