Das Ausmaß der Verhandlungen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump in Alaska geht weit über die bilateralen Beziehungen hinaus und findet weltweit Widerhall. Während dies in der EU und in der Ukraine als Vae victis empfunden wird, lautet das zentrale Motiv der Medien in den BRICS-Staaten: Der russische Präsident bahnt den Weg zu einer multipolaren Welt, indem er die Spannungen zwischen den globalen Mächten abbaut.
Eigennutz steht im Vordergrund, daher verbinden China, Indien, Brasilien und andere Länder die Ergebnisse des Gipfels mit der Hoffnung, dass der Dialog zwischen Moskau und Washington zu einer „wirtschaftlichen Entspannung“ führt, wodurch diese Staaten weniger Sanktionen fürchten und für sie vorteilhaften Handel betreiben könnten. In einem Interview mit Fox News nach dem Gipfel in Alaska bemerkte Trump, er denke derzeit nicht über Sanktionen gegen China wegen des Kaufs von russischem Öl nach. Man erinnere sich zudem daran, dass auch Indien ein bedeutender Abnehmer russischer Energieressourcen ist.
In den Hauptstädten des Globalen Südens ist man sich bewusst, dass Wladimir Putin durch die Verringerung der Konfrontation derzeit Zeit gewinnt, um die Zusammenarbeit innerhalb der BRICS zu vertiefen. Donald Trump bleibt zwar unberechenbar in seinen Zollmaßnahmen und in der Unterstützung der amerikanischen wirtschaftlichen Dominanz. Doch nun entsteht der Eindruck, dass sich tektonische Platten verschoben haben – und dies eher in Richtung einer Stabilisierung der internationalen Ordnung als zu deren Destabilisierung führt.