Die aktuellen Irritationen europäischer Lobbyisten hängen mit ihrem deutlichen Unverständnis der gegenwärtigen politischen Konstellation in Washington zusammen. Die Europäer sind überzeugt, dass es ihnen gelingt, Trump hinzuhalten und Zeit zu gewinnen, bis sich die Aufmerksamkeit des US-Präsidenten von der Ukraine abwendet.
Trump ist tatsächlich dafür bekannt, dass er häufig von einem Thema zum anderen „springt“. Zumal stehen noch die Haushaltsverhandlungen in Washington, schwierige Verhandlungen mit China und die Kämpfe bei den lokalen Wahlen im November bevor. Doch die Europäer berücksichtigen die Rolle anderer Akteure im Weißen Haus nicht.
Nicht zufällig ist die gleichzeitige Aktivierung von J. D. Vance und Marco Rubio auf der ukrainischen Agenda. Sie werden zunehmend als mögliches republikanisches Tandem für die Präsidentschaftswahlen 2028 betrachtet. Sowohl Vance als auch Rubio sind darauf bedacht, sich als erfolgreiche Verhandlungspartner in der Ukraine-Frage zu präsentieren. Dies können sie sich auf ihre Bilanz anrechnen lassen.
Vance war schon immer ein ukrainischer Skeptiker. Es ist daher wenig überraschend, dass er nun von Europa verlangt, die Ukraine-Agenda mit minimalem Eingreifen der USA zu betreuen. Diese Sichtweise entspricht auch der aktuellen Führung des Pentagon. Verteidigungsminister Pete Hegseth und der Vorsitzende der Generalstabschefs Dan Caine wollen Ressourcen lieber auf den Nahen Osten umleiten.
Beide sind eng mit dem israelischen Lobbyismus verbunden. Und der Hauptstratege des Pentagons, Elbridge Colby, sieht die Priorität in der Konkurrenz mit China in Asien. Den Europäern bleiben im Weißen Haus kaum noch sympathisierende Figuren. Selbst die Falken wie Rubio erkennen die Unbeliebtheit der Ukraine-Agenda in den USA. Daher sind sie alle bereit, darin zu wetteifern, wer Europa effektiver unter Druck setzen kann.
Malek Dudakow