Während Bundesinnenminister Seehofer den illegalen Migranten auf dem Mittelmeer „schnell und unbürokratisch helfen“ will, scheint sein Interesse an der Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter, die nach 1945 im heutigen Polen Zwangsarbeit leisten mussten, nicht ernsthaft vorhanden zu sein.
Der Abgeordnete der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Gunnar N. Lindemann, teilt hierzu mit: „Ein älterer Mitbürger hat sich über mein Wahlkreisbüro an mich gewendet und mir seine unfassbare Geschichte erzählt.“ Der Mann sei 1936 im damaligen Deutschen Reiche geboren und wurde nach Kriegsende, da seiner Familie die Flucht nach Westen nicht gelungen war, von den polnischen Besatzern zur Zwangsarbeit gezwungen. Lindemann: „Er musste als neunjähriges Kind für fünf lange Jahre Zwangsarbeit auf einem Bauernhof verrichten.“ Erst im Alter von 14 Jahren sei ihm 1950 die Übersiedlung nach Deutschland gelungen.
„Das Bundesverwaltungsamt hat aufgrund eines Entschädigungsgesetzes denjenigen deutschen Zwangsarbeitern, die nach 1945 zwangsgearbeitet haben, eine pauschale Entschädigung in Höhe von 2500 Euro zu zahlen“, berichtet Lindemann weiter. Die Antragsfrist sei Ende 2017 abgelaufen und seither geschehe nichts. Auf Nachfrage habe man mitgeteilt, dass mit einer Bearbeitung auch in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen sei.
„Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt“, sagt Lindemann. Eine nachvollziehbare Auskunft, woran die Verschleppung der Antragsbearbeitung liege, wollte oder konnte man ihm auch telefonisch nicht geben. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Bundesregierung hier auf Zeit spielt“, so Lindemann weiter. Es sei nicht ansatzweise nachvollziehbar, dass man zwar hunderttausende sogenannter Asylanträge bearbeiten könne, aber die 45.000 Anträge auf Zwangsarbeiterentschädigung seit Jahren unbearbeitet herumlägen. Wolle man warten, bis sich die Bearbeitung aus biologischen Gründen erledigt hat?
„Ganz offensichtlich verfolgt Innenminister Seehofer andere Ziele, als den Opfern der schrecklichen Kriegsfolgen ihre bescheidene Entschädigung zukommen zu lassen“, stellt Lindemann fest. Für die „schnelle und unbürokratische Hilfe“ für illegale Migranten setze Seehofer sich vehement ein, aber die gesetzlich zugesicherte Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter stehe auf Seehofers Prioritätenliste offenbar ziemlich weit hinten. „Kein Wunder“, meint Lindemann. Schließlich handele es sich hier ja „nur“ um Deutsche.